K wie Kreisel

Zu einem der wichtigsten Faktoren beim Gruppenfahren gibt es eine Geschichte. Die Zweier-Reihe fahren wir ja schon immer und der klassische Wechsel ist der Doppel-Wechsel. Einer fährt rechts raus, einer links raus, beide lassen sich zurückfallen und reihen sich hinten wieder ein. Deutlicher Nachteil: Es gibt irgendwo einen Gnubbel, weil dann vier Personen nebeneinander fahren könnten und das Tempo variiert schneller, da dann zwei frische Leute vorne fahren. Bis 2008 sind auch wir so gefahren. Da begab es sich, dass ich beim Veloteam des RSC Cottbus zu Gast war und die fahren den Kreisel. Den Belgischen Kreisel kannte ich ja, aber das war mir doch neu. Nun schadet es ja nicht dass man dazu lernt und beim ersten Marathon haben wir das gleich ausgetestet und waren begeistert, wie gleichmäßig und zügig man vorwärts kommt. Seitdem fährt man in Nortorf den Kreisel. Und das ist ansteckend – wer bei uns Mal mitgefahren ist und die entspannte Fahrweise kennengelernt hat, der führt das meistens in seinem Verein auch ein.

Wie unterscheidet sich der Kreisel vom nicht zu verwechselnden Belgischen Kreisel? Der Belgische ist ein permanenter Kreisel. Kaum ist man vorne, wechselt man schon auf die andere Seite. Beim Belgischen Kreisel fahren die beiden Reihen ein unterschiedliches Tempo und er richtet sich auch nach dem Wind. Das ist bei unserem einfachen Kreisel anders.


Ausgangspunkt des Kreisels ist die gepflegte Zweier-Reihe.


Vorne fahren Zwei die Führung und es wird Zeit für einen Wechsel.


Der Fahrer vorne rechts behält das Gruppen-Tempo bei, der Fahrer vorne links fährt kurzfristig etwas schneller, setzt sich vor seinen ehemaligen Nachbarn und nimmt das Gruppen-Tempo wieder auf. Er ist jetzt der kleine Chef.


Die linke Reihe schließt jetzt nach vorne auf und es bildet sich ein neues Führungsduo.


Damit nicht irgendwann Alle rechts fahren und der Kreisel schier endlos funktionieren kann, muss natürlich der Letzte rechts auf die linke Seite wechseln.


Fertig ist der Kreisel – ist doch einfach, oder? In Fachkreisen wird das auch „Speed-Dating“ genannt. Einziger Nachteil des Kreisels ist, dass man sich das abrupte Gesprächsende mit seinem temporären Nachbarn merken muss, damit man auf dem Rückweg wieder an das Gespräch anknüpfen kann . Aber, das Quatschen mit dem Nachbarn beim Wechsel schnell einstellen, damit der Kreisel kreiseln kann und es keine unnötigen Lücken gibt…

Fanta4 hat getextet: Es könnte alles so einfach sein – ist es aber nicht! So auch beim Kreisel. Fehler Nummer 1 ist eine Tempoerhöhung durch eine neue Spitze. Manche Konstellationen eigenen sich nicht für eine konstante Fahrweise. Und es sind auch immer wieder dieselben, bei denen sich das Tempo während ihrer Führungsperiode permanent erhöht. Namen werden nicht genannt, aber wer erinnert sich nicht an das Gestöhne der Chefin: „Oh Gott, … und … vorne!“ Ja klar, es gibt Einige die können auch 200 km vorne bleiben bzw. dieses Tempo auch alleine fahren. Aber das ist nicht der Sinn der ganzen Geschichte. Das Tempo das für denjenigen gut ist, muss für das Gruppen-Tempo noch lange nicht gut sein.

Fehler Nummer 2 ist eine nicht konstante Wechselzeit – meistens wird zu lange in der Führung geblieben. Das Geheimnis eines gut rotierenden Kreisels ist der stete Wechsel und eine stets angepasste Geschwindigkeit. Um dort erst Mal hinzukommen fährt der Chef die Gruppe meistens ein, d.h. er fährt erst Mal vorne rechts und nimmt langsam das Tempo auf. Wenn dann die Reise-Geschwindigkeit erreicht ist, wird der erste Wechsel vollzogen. Dann sollte alle ca. 1 ½ km +- gewechselt werden. Je gleichmäßiger gewechselt wird desto konstanter ist auch das Tempo. Es ist immer wieder zu beobachten, dass eine lange Führung mit einem erhöhten Tempo einhergeht. Also, schneller wechseln. Aber nicht zu schnell. Schwächere Fahrer versuchen ihr Defizit durch einen schnellen Wechsel zu kompensieren – Power-Wechsel. Nur Mut und nicht unter Druck setzen lassen. Das eben gefahrene Gruppen-Tempo beibehalten und dann eben nur einen km vorne fahren.

Ganz wichtig: Niemals am Berg oder sofort nach einer Kurve wechseln. Am Hügel reißt es Lücken, die Viele nicht schließen können und dadurch natürlich auch das Hinterrad oder den Windschatten des Vordermanns verlieren. Nach Kurven ist das Feld eh weiter auseinandergezogen und meistens ist das Tempo höher, damit wieder zusammengerückt wird. Wird dann noch gleich gewechselt, dann wird das Tempo dadurch weiter künstlich erhöht. Also, nach einer Kurve das Feld zunächst beruhigen, gerade ziehen und dann wechseln.

Und was man beim Kreisel auch nie vergessen darf, man fährt eine Doppelführung. Erst auf der linken Seite und dann rechts. Es bringt nichts, wenn man links 6 km draußen bleibt und rechts dann nach einem km platt ist – sinnbildlich gesprochen. Und der Chef soll auch beim Wechsel-Tempo eingreifen. Hat er das Gefühl, dass die Beiden da vorne schon zu lange draußen sind, was bei einem interessanten Gesprächsthema schon Mal vorkommen kann , oder hat er das Gefühl, dass sich da vorne jemand quält, dann kommt der Ruf „WECHSEL“.

Aber sonst ist der Kreisel die perfekte gemeinsame Fortbewegungsmethode!

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